Familienzentrum Hankensbüttel

Was ist überhaupt ein Familienzentrum?

  • Im Praxisfeld haben Familienzentren auch andere Namen wie z.B. Eltern-Kind–Zentren und sie haben sich auch auf der Grundlage anderer Institutionstypen wie Familienbildungseinrichtungen oder Mütterzentren entwickelt.
  • Immer mehr Eltern profitieren von den Familienzentren, weil sie Kindern und Eltern beides bieten: erstklassige Betreuung und Bildung sowie Beratung und Unterstützung.
  • Familienzentren sollen die Erziehungskompetenz der Eltern stärken sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern.
  • Als Zentrum eines Netzwerks verschiedener unterstützender Angebote für Familien bieten Familienzentren den Eltern und ihren Kindern frühe Beratung, Information und Hilfe in allen Lebensphasen.

 

Warum ein Familienzentrum in einer Kindertagesstätte?

  • Kindertagesstätten sind flächendeckend verbreitet und in Wohnortnähe angesiedelt. Rund 90 % der Kinder zwischen 3- 6 Jahren und somit ihre Eltern nutzen die Angebote auf freiwilliger Basis. Kitas haben somit eine  hohe Akzeptenz bei allen und erreichen auch die Gruppen der Risiko- und Problemfamilien.
  • Für Eltern und Kinder ist die Einrichtung in der Regel drei Jahre lang ein täglicher Ort der Begegnung, an dem kontinuierliche und verlässliche Beziehungen aufgebaut und nachbarschaftliche Kontakte gepflegt werden. 
  • Kitas sind auch ein Ort der sozialen Integration. Sie erleichtern beispielsweise neu zugezogenen  Familien den Aufbau von Kontakten. Darüber hinaus verringern sie durch die selbstverständliche Vielfalt unterschiedlicher Lebenslagen und Nationalitäten Ausgrenzungstendenzen.
  • Professionelle Gestaltung, Kontinuität und flächendeckende Verbreitung des Angebots sind wichtige Anknüpfungspunkte für die Kooperation mit anderen Institutionen im lokalen Raum. 
                       


Welchen Sinn soll in dieser Region ein Familienzentrum haben?

  • Wie sich anhand von Statistiken erkennen lässt, kennzeichnet sich diese Region durch ein  stark verändertes Gesellschaftmodell. Man lebt in Hankensbüttel, arbeitet jedoch in den größeren Städten, wie Gifhorn, Celle und Uelzen. 
  • Ein weiterer großer Arbeitgeber ist das VW Werk in Wolfsburg, welches ein Paradebeispiel für die Pluralisierung von Beschäftigungsformen und die Polarisierung bei der Entwicklung von Arbeitszeiten darstellt. Befristete Beschäftigung, geringfügige Beschäftigung, Teilzeitarbeit oder Leiharbeitsfirmen finden sich u.a. dort wieder, wie auch in anderen Firmen der Umgebung, z.B. Lorenz Snack World, Metallwerk Butting. 
  • Die Arbeitszeiten von Hochqualifizierten und Führungskräften werden gegenteilig immer länger und finden auch am Wochenende statt. Wiederum zeichnet sich im Niedriglohnniveau ein allgemeiner Trend zur Ausweitung von Schicht-, Nacht – und Wochenendarbeit ab, welcher mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden ist. Hinzu kommt, das durch die o.g. Faktoren, die Beschäftigten in Bezug auf ihr Einkommen und auch in Bezug auf die Kontinuität ihrer Erwerbstätigkeit erwerbsbiografischer Unsicherheiten unterliegen. 
  • Eine Folge davon ist, dass ein erhöhter gesellschaftlicher Zwang zum Zweiverdienermodell entsteht, um den erarbeiteten Lebensstandard zu erhalten.
  • Ein weiteres Resultat dieser gesellschaftlichen Entwicklungen ist die steigende Frauen-, insbesondere Müttererwerbstätigkeit. Findet sie zum größeren Anteil noch in Teilzeitform statt, so handelt es sich jedoch immer weniger um die klassische Vormittagsarbeit. Diese gilt insbesondere für die Tätigkeiten im Einzelhandel und im Pflegebereich.
  • Diese veränderten Arbeitsbedingungen von Beschäftigen führen dazu, dass insbesondere junge  Familien veränderte Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung brauchen und diese in einem finanzierbaren  Angebot.
  • Überleitend möchte ich die Verknüpfung zum Wandel der Familie anführen.  Hier stehen die Pluralisierung von Familienformen, die sich durch eine große Vielfalt und Dynamik kennzeichnen, multilokale Familiennetzwerke und eine Veränderung in der Geschlechterdimension im Vordergrund. Immer weniger Menschen leben in der klassischen Normalfamilie dauerhaft zusammen. Nach Trennungen und Scheidungen kommt es häufig zu neuen Familienkonstellationen.
  • Auch die Lebensplanung von Frauen in der Kopplung Mutter und Hausfrau zu ihrer Berufstätigkeit hat sich verändert. Die Lebensplanung von Frauen ist deutlich vielfältiger geworden.
  • Ein Resultat sicherlich aus dem Wandel der Arbeitsgesellschaft, welche davon ausging,  Arbeit und Wohlstand für alle bereit zu halten und jetzt die Prämisse lebt, dass gute Bildung Voraussetzung für Beschäftigung ist.
  • Das passiert im Rahmen der Risikogesellschaft, die in ihrer Individualisierung davon ausgeht, dass jeder für sich selber verantwortlich ist, auch für seinen sozialen Auf- und Abstieg. Und hier spürt man den gesellschaftlichen Druck, der auf den jungen Familien lastet und sie veranlasst, Bildung, Betreuung und Erziehung an soziale Dienstleister abzugeben.

 

Neue gesellschaftliche Anforderungen ziehen folgende Gestaltungsleistungen nach sich:

  • Familienalltag als permanentes zeit-räumliches Grenzmanagement
  • Koordination unterschiedlicher Raum-Zeitpfade und Herstellung von Synchronität 
  • Familienleben unter Zeitnot und Zeitstress
  • Freie Zeit nur noch in der Sonntagsfamilie
  • Familie wird zunehmend in Zeitlücken der Arbeit gelebt
  • Familie multilokal und virtuell leben